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Traumzeit – Die Grosse Geschichte.
Grosse Kraft beziehen die Aborigines aus ihrer Traumzeit, der Zeit der grossen Schöpfungs-Vorgänge. Die Traumzeit ist das Grosse Lied der Schöpferwesen, das die Welt in Schwingung, in Bewegung versetzte. Die Zeit des Traumes ist jedoch nicht allein Vergangenheit, sondern stets auch Gegenwart und Zukunft.
Sie lebt weiter in Geschichten, Liedern, Tänzen und Bildern – und im Lande selbst, dem das Grosse Lied und die Grosse Geschichte eingeschrieben sind. Land, Lied und Geschichte sind eins.
Die Regenbogenschlange – zentrales Schöpferwesen der Traumzeit
Tjukurpa, so nennen die Ureinwohner die Traumzeit. Sie ist die Grundlage der sozialen Ordnung, das Gebot, sich umeinander zu kümmern und die Basis des Verantwortungsbewusstseins allen Lebensformen gegenüber.
In Tjukurpa wurzelt ihr kulturelles Erbe und alles, was gewusst und verstanden werden muss. Sie beziehen daraus das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur, zwischen den Menschen und dem Land, den Tieren, Pflanzen und Steinen sowie das Wissen um die Beziehung zwischen den Menschen und den Elementen.
Traumzeit ist ein Wort, das die weissen Menschen geprägt haben. Ein Wort, dem die Ureinwohner anfangs misstrauisch gegenüber standen, da Tjukurpa für sie nicht die Traumwelt – die Scheinwelt ist, wie wir den Traum sehen. Ihr Traum ist keine Illusion, sondern Wirklichkeit und die ganze Wahrheit. Zwischenzeitlich haben die Ureinwohner diesen Begriff aber akzeptiert und in ihren eigenen Sprachgebrauch mitaufgenommen.
Da Aborigines vor dem Kontakt mit den Weissen keine Schrift kannten, haben sie den Traum – ihre Grosse Geschichte – mündlich von Generation zu Generation weitergegeben.
Seit Jahrtausenden haben die Aborigines mit den Gewalten der Natur gelebt. Sie wurden stets mit Härtesituationen konfrontiert, die sie geprägt und gezeichnet haben. Doch trotz all ihrer physischen Existenzkämpfe haben sie ihre innere Welt immer mit grosser Sorgfalt genährt und gepflegt und sich so ihr Wissen und ihre Geschichten bewahrt.
Auch heute noch halten die Aborigines unbeirrbar an ihren Geschichten fest, die ihnen weiterhin Vertrauen in ihre eigene Kultur und deren Fortbestand geben. Geschichten sind auch oft ihre letzte Verbindung zu Tjukurpa – zu ihrer tiefen, inneren Quelle des Wissens und der Kraft.
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